››  Schulter ››  Ellbogen ››  Hand ››  Wirbelsäule ››  Hüfte ››  Knie ››  Fuss


Bild 05: Schematische Darstellung der Lendewirbelsäule auf Höhe des 1. Lendenwirbels



Bild 06: Bandscheibenvorfall (rot)



Bild 07: Bandscheibenvorfall (rot) seitlich, axial, Schema



Bild 07: Magnet Resonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule (1) seitlich;



Bild 09: Magnet Resonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule (2) axial; grosser weicher Bandscheiben-
vorfall L4/5 (orange)




Bild 10: Magnet Resonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule (3) seitlich, axial; grosser weicher Bandscheiben-
vorfall L5/S1 (orange)




Bild 11: L5 Syndrom - Radiculopathie motorisch, sensibel



Bild 12: S1 Syndrom - Radiculopathie motorisch, sensibel




Bild 13: Bildwandlergezielte S1 foraminelle epidurale Steroidinfiltration (rechts S1 Epidurogramm – Kontrastmittel)



Bild 14: Lumbale Discektomie
   

Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule

1. Allgemeines zur Wirbelsäule
1.1 Allgemeines zu Funktion und Anatomie
2. Krankheitsbilder Wirbelsäule


2.1 Akute und chronische Kreuzschmerzen
2.2 Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule
2.3 Bandscheibenschaden und Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
2.4 Wirbelkanalenge der Lendenwirbelsäule (Schaufensterkrankheit)
2.5 Gleitwirbel der Lendenwirbelsäule2.6 Osteoporotische Wirbeleinbrüche
2.7 Skoliose (seitliche Wirbelsäulenverkrümmung)
2.8 Scheuermann’sche Erkrankung
2.9 Funktionsstörungen der Hals- Brust- und Lendenwirbelsäule2.10 Funktionsstörungen der Kreuz-Darmbeingelenke

2.2 Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule

Allgemeines, Anatomie
Eine Bandscheibe liegt zwischen 2 Wirbelkörper.  Die Wirbel sind gelenkig über die kleinen Wirbelgelenke verbunden. 2 Starke Bänder an der Vorder- und Rückseite verbinden die Wirbel und Bandscheiben miteinander. Nach dem Prinzip der Zuggurtung werden die Lendenwirbel an der Rückseite über starke Bänder verbunden. Bewegt wird die Lendenwirbelsäule durch verschieden Muskeln. Die Wirbel bilden den Spinalkanal. Das Rückenmark reicht etwa bis zur Bandscheibe zwischen dem 1. und 2. Lendenwirbel. Darunter bezeichnet man die nervalen Strukturen als Cauda equina.  Die Rückenmarksnerven treten zwischen den Wirbeln aus den Zwischenwirbellöchern aus.


Siehe Bild 05 - Schematische Darstellung der Lendewirbelsäule

Die Bandscheibe besteht aus einem straffen äusseren Faserring (anulus fibrosus) und dem gallertartiger Kern im Inneren (nucleus pulposus). Ein Bandscheibenvorfall entsteht wenn der äussere Faserring Risse bekommt und Teile aus dem Inneren der Bandscheibe nach aussen verlagert werden und in den Wirbelkanal austreten. Dies kann zu einer Bedrängung einer Nervenwurzel und/oder des Rückenmarkes beziehungsweise der Cauda equina führen.

Siehe Bild 06 - Bandscheibenvorfall (rot)
Siehe Bild 07 - Bandscheibenvorfall (rot) seitlich, axial, Schema
Ursachen
• Natürlicher Alterungsprozess der Bandscheiben, es entstehen Risse
im äusseren Faserring
• Mechanische Überbelastung z.B. Hebetrauma, forcierte Rumpf-
bewegungen, axiale Stauchung etc.

Symptome
Kann potentiell in jedem Lebensalter auftreten

• Akute Kreuzschmerzen
• In 50% der Betroffenen jedoch ohne vorhergehende Besonderheiten
• Positionsabhängige Schmerzen, Schmerzzunahme bei Erhöhung
des intraabdominellen Druckes (Niesen, Husten, etc.) 
• Radiculopathie bedingt durch Bedrängung eines Rückenmarksnerven
(Schmerzausstrahlung - Ischiasschmerz, umschriebene Schwäche
und/oder Sensibilitätsstörung in den Beinen)
• Polyradiculopathie bedingt durch Bedrängung mehrerer
Rückenmarksnerven (Schmerzausstrahlung - Ischiasschmerz,
ausgedehntere Schwäche und/oder Sensibilitätsstörung in den Beinen)
• Kauda Syndrom – Notfall!!!
- Meist bei sehr grossen zentralen Bandscheibenvorfällen, Störung
der Blasen- und/oder Mastdarmfunktion, Schwäche, Sensibilitätsstörung
in den Beinen, Sensibilitätsstörung im Genito-Analbereich
- Erfordert umgehende chirurgische Intervention

Diagnostik
• Anamnese (Befragung nach Schmerzbeginn, -dauer, -intervall,
Schmerzausstrahlung, Schwäche und/oder Sensibilitätsstörung
in den Beinen, Harn- und/oder Stuhlauffälligkeiten, etc.)
• Klinische Untersuchung
- Schonhaltung, eingeschränkte Rumpfbeweglichkeit
- Neurologische Untersuchung, Radiculopathie?
Muskelschwäche (Kennmuskeln), Sensibilitätsstörung,
Reflexabschwächung, -ausfall, Muskeltonus, etc.
• Röntgen der Lendenwirbelsäule (Ausschluss sonstiger Erkrankungen)
• Magnetresonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule
• Neurologische Funktionsdiagnostik bei Radiculopathie
(Elektroneurografie, Elektromyografie)

Magnet Resonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule seitlich, axial; grosser weicher Bandscheibenvorfall L4/5 (orange)

Siehe Bild 08 - Tomografie der Lendenwirbelsäule 1
Siehe Bild 09 - Tomografie der Lendenwirbelsäule 2

Magnet Resonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule seitlich, axial; grosser weicher Bandscheibenvorfall L5/S1 (orange)

Siehe Bild 10 - Tomografie der Lendenwirbelsäule 3
Häufigkeitsverteilung
• Zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel (Segment L4/L5 in 44%)
- Schwäche der Grosszehenstreckung
- Reduzierte Empfindung an der Aussenseite des Ober- und
Unterschenkels bis zur Grosszehe reichend



Siehe Bild 11 - L5 Syndrom - Radiculopathie motorisch, sensibel
• Zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein
(Segment L5/S1 in 50%)
- Schwäche des Zehenstandes
- Reduzierte Empfindung an der Rückseite des Ober- und
Unterschenkels und des Fussaussenrandes


Siehe Bild 12 - S1 Syndrom - Radiculopathie motorisch, sensibel
Behandlung

Konservative Therapie
• Orale Schmerztherapie, NSAR
- bei Radiculopathie durch Bandscheibenvorfall ev. kurzzeitige
Einnahme eines Kortisonpräparates in niedriger Dosierung
• Physiotherapie
- Traktion der Lendenwirbelsäule
- Foramenentlastungsmobilisation
• Bildwandler- oder computertomografisch gezielte Infiltration
- epidurale Steroidinfiltration
- foraminelle epidurale Steroidinfiltration
- Nervenwurzelblockade

Siehe Bild 13 - S1 foraminelle epidurale Steroidinfiltration
Operative Therapie
Minimal invasive Discektomie

Über einen ca. 2 – 3 cm langen Hautschnitt wird unter optischer Vergrösserung der Raum zwischen den betroffenen Wirbeln aufgesucht und mit speziellen Wundspreizern das Operationsfeld offen gehalten. In der unteren Lendenwirbelsäule ist meist nur eine sehr sparsame Entfernung von Knochen (Foraminotomie) erorderlich.

• Entfernung der Bandscheibenvorfalles
- Sequesterotomie (nur freies Bandscheibengewebe wird entfernt)
- Discektomie (auch Teile der Bandscheibe die nicht im Wirbelkanal
liegen werden entfernt) 




Siehe Bild 14 - Lumbale Discektomie

Postoperative Rehabilitation
• Körperliche Schonung für 6 Wochen
• Orale Schmerztherapie, z.B. Mexalen, NSAR, ev. Opiate für einige Tage
• Physiotherapie
- unmittelbar postoperativ: Haltungsübungen, Vermeidung
unnotwendiger Belastungen, Traktionen
- nach 2 – 3 Wochen langsam beginnend Dehnungs- und
Kräftigungsübungen

Meist können nach 6 Wochen die gewohnten Aktivitäten wieder aufgenommen werden.