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Bild 03: Kreuzschmerzen



Bild 04: Bandscheiben-
degeneration, Schema

   

Wirbelsäule /Akute und chronische Kreuzschmerzen

1. Allgemeines zur Wirbelsäule
1.1 Allgemeines zu Funktion und Anatomie
2. Krankheitsbilder Wirbelsäule


2.1 Akute und chronische Kreuzschmerzen
2.2 Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule
2.3 Bandscheibenschaden und Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule
2.4 Wirbelkanalenge der Lendenwirbelsäule (Schaufensterkrankheit)
2.5 Gleitwirbel der Lendenwirbelsäule2.6 Osteoporotische Wirbeleinbrüche
2.7 Skoliose (seitliche Wirbelsäulenverkrümmung)
2.8 Scheuermann’sche Erkrankung
2.9 Funktionsstörungen der Hals- Brust- und Lendenwirbelsäule2.10 Funktionsstörungen der Kreuz-Darmbeingelenke

2.1 Akute und chronische Kreuzschmerzen

Die Lendenwirbelsäule besteht meist aus 5 Wirbeln. Zwischen den einzelnen Wirbeln befinden sich Bandscheiben. Die Wirbel sind gelenkig über die kleinen Wirbelgelenke verbunden. 2 Starke Bänder an der Vorder- und Rückseite verbinden die Wirbel und Bandscheiben miteinander. Nach dem Prinzip der Zuggurtung werden die Lendenwirbel an der Rückseite über starke Bänder verbunden. Bewegt wird die Lendenwirbelsäule durch verschieden Muskeln. Die Wirbel bilden den Spinalkanal. Das Rückenmark reicht etwa bis zur Bandscheibe zwischen dem 1. und 2. Lendenwirbel. Darunter bezeichnet man die nervalen Strukturen als Cauda equina.  Die Rückenmarksnerven treten zwischen den Wirbeln aus den Zwischenwirbellöchern aus.

Kreuzschmerz – Definition
Schmerz lokalisiert zwischen der 12. Rippe und der unteren Gesäßfalte,
mit oder ohne Beinschmerz

Kreuzschmerz – Dauer
• Akut: weniger als 6 Wochen
• Subakut: 6 Wochen bis 3 Monate
• Chronisch: Länger als 3 Monate
                   Episodische Schmerzen innerhalb von 6 Monaten

Kreuzschmerz – Häufigkeit in Industriestaaten
• 12 – 30% zu einem bestimmten Zeitpunkt
• 60 – 85% irgendwann während der Lebenszeit

Risikofaktoren
• Arbeit die wiederholt schweres Heben verlangt
• monotone Arbeit, häufige Sorgen
• Arbeit an Maschinen/Kraftfahrzeugen
• hoher Tabakkonsum
• Angst und Depression
• Stressberufe
• häufige Schwangerschaften
• Körpergewicht
• Rauchen wenn < 45 Jahren
• kardiovaskuläre Risikofaktoren

Allgemeine Ursachen
• Organisch (Tumor, Infektion, Fraktur)
• Psychisch (Depression, Angstzustände, Streß)
• Sozial (Unzufriedenheit am Arbeitsplatz, etc.)

Organische Ursachen
• Unspezifisch
• Spezifisch
- Bandscheibendegeneration
- Discushernie
- Spondylolyse
- Kompressionsfraktur
- Tumoren (Metastasen)
- Infektion
- Abdominelles Aortenaneurysma
- Wirbelkanalenge
- Ankylosierende Spondylitis

Eine häufige Ursache für Kreuzschmerzen stellen Abnützungserscheinungen der lumbalen Bandscheiben dar. Die Abnützung der Bandscheiben ist u. a. bedingt durch den natürlichen Alterungsprozess. Mit der Zeit treten Risse im äußeren Faserring der Bandscheibe auf.

Siehe Bild 04 - Bandscheibendegeneration, Schema

Die Bandscheibe verliert an Höhe womit der Bandscheibenraum zwischen den Wirbeln niedriger wird (Osteochondrose). Durch abnorme Beweglichkeit der Wirbel zueinander kommt es zu Abstützungsreaktionen der Wirbel. Die kleinen Wirbelgelenke werden vermehrt belastet und zeigen häufig ausgeprägte Abnützungserscheinungen (Facettengelenkarthrose). Es bilden sich knöcherne Ausziehungen, Osteophyten genannt. Dies kann eine Einengung der Zwischenwirbellöcher verursachen durch welche die Rückenmarksnerven austreten.

Symptome
• Tiefsitzende Schmerzen in der Lendenwirbelsäule
• Ausstrahlende Schmerzen in das Gesäß und Oberschenkel
• Ischiasschmerzen
• Gefühl der Steifigkeit der Lendenwirbelsäule, eingeschränkte Beweglichkeit
• Ev. Muskelschwäche, Sensibilitätsstörungen

Diagnostik
• Anamnese (Befragung nach Schmerzbeginn, -dauer, -intervall, Schmerz-
ausstrahlung, Schwäche und/oder Sensibilitätsstörung in den Beinen,
Harn- und/oder Stuhlauffälligkeiten, etc.)
• Klinische Untersuchung
- Schonhaltung, eingeschränkte Rumpfbeweglichkeit
- Segmentaler Federungsschmerz, Muskelhartspann
- Neurologische Untersuchung der unteren Extremitäten,
Muskelschwäche, Sensibilitätsstörung, Reflexabschwächung,
-ausfall, Muskeltonus, etc.
• Röntgen der Lendenwirbelsäule, Drehaufnahmen, Funktionsaufnahmen
- Verschmälerung der Zwischenwirbelräume, Osteophyten, Einengung
der Zwischenwirbellöcher, Instabilität, Skoliose, Fraktur, etc.
• Magnetresonanz Tomografie der Lendenwirbelsäule
- Zustand der Bandscheiben, Spinale Stenose, Bandscheibenvorfall, etc.
• Discografie
- Punktion der Bandscheibe bei Verdacht auf discogenem Schmerz
• Knochen-Szintigrafie
- V. a. zum Ausschluss tumoröser Erkrankungen
• Neurologische Funktionsdiagnostik bei neurologischer
Ausfallsymptomatik (Elektroneurografie, Elektromyografie)
• Laboruntersuchungen

Behandlung

Konservative Therapie

• Orale Schmerztherapie, NSAR
- bei Radiculopathie ev. kurzzeitige Einnahme eines Kortisonpräparates
in niedriger Dosierung
• Physiotherapie
- Kräftigungs- und Dehnungsübungen der Rumpfstützmuskulatur
• Infiltration
- Kleine Wirbelgelenke
- Epidurale Steroidinfiltrationen
- Nervenwurzeln

Operative Therapie
Discektomie

• Bei Bandscheibenvorfall

Lumbale Dekompression
• Bei Wirbelkanalenge

IDET – Intradiscale Elektrotherapie der Bandscheibe
• Bei discogenem Kreuzschmerz
In Bauchlage wird in Anästhesie eine Thermosonde in die Bandscheibe eingeführt und die Bandscheibe erwärmt

Arthroplastik – künstlicher Bandscheibenersatz
• Bei discogenem Kreuzschmerz
Über einen vorderen Zugang wird die betroffene Bandscheibe entfernt und durch eine künstliche Bandscheibe ersetzt
• Ziel ist die segmentale Beweglichkeit zumindest partiell zu erhalten

Fusion – Versteifung der Wirbel
• Über einen vorderen oder hinteren oder kombiniert vorderen/hinteren Zugang werden betroffenen Wirbel verschraubt.

•      Ziel ist die knöcherne Versteifung der betroffenen Wirbel